“Alle sieben Wellen” von Daniel Glattauer ist die Fortsetzung von „Gut gegen Nordwind“ (man sollte es zuvor gelesen haben) und erzählt, wie es mit Emmi Rothner und Leo Leike weiter geht, nachdem die intensive Email-Beziehung im ersten Teil scheinbar beendet war.
Und ich nehme es gleich vorweg: es geht fulminant weiter und es steht dem ersten Teil in nichts nach. Wieder kommt man nicht von los und liest das Buch an einem Stück durch. Und am Ende ist man glücklich. Nicht weil die Geschichte so ausgeht, wie sie ausgeht und auch nicht weil das Buch zu Ende ist (natürlich nicht!), sondern weil es ein großartiges Lesevergnügen war, wie man es ganz, ganz selten findet. Es ist nicht die Spannung, nicht die fantastische Story und auch nicht der Voyeurismus (den Verdacht hatte ich zunächst), es ist für mich die Authenzität, die Nachvollziehbarkeit, die unbedingte Nähe zu den beiden. Man schließt sie sofort ins Herz, man identifziert sich und erkennt sich selbst und lacht und weint (fast) und ist wütend und glücklich. Am Ende eben glücklich.
Der Email-Roman ist von Glattauer dabei in einer so großartigen Sprache geschrieben, die frei von Kitsch, intelligent, aber trotzdem so natürlich und ungekünstelt daherkommt, so das das Lesen zur reinsten Freude wird.
Es ist eine moderne Liebesgeschichte, die einen berührt. Sie wirft aber auch Fragen auf, die dem Leser auch nach dem Buch im Kopf bleiben: Wird man am Ende nur glücklich, wenn man an sich zuerst denkt? Wann beginnt der Betrug und Vertrauensbruch in einer Partnerschaft? Kann man mehrere Menschen zugleich lieben? Und hat man, wenn ja, einen Anspruch darauf? Darf man funktionierende (schönes Wort in diesem Zusammenhang) Partnerschaften zerstören?
Und dann muß ich unwillkürlich an den Film „Harry und Sally“ denken und den Satz: „Männer und Frauen können einfach keine Freunde sein. Es kommt ihnen immer irgendwann der Sex dazwischen.“ Da ist eben viel Wahres dran.
Ich empfehle dieses Buch (eigentlich beide Teile) ausdrücklich auch allen Männern, auch wenn es in den meisten Buchläden, die ich kenne auf diesen furchtbaren „Frauenbuchtischen“ liegt. Da gehört es einfach nicht hin.